Das Wort Kunstwerk bezeichnet allgemein das Erzeugnis künstlerischen Schaffens. Umgangssprachlich äußert sich in diesem Ausdruck häufig Bewunderung für die meisterhafte, einzigartige oder ästhetisch gelungene Ausführung. Der umgangssprachliche Gebrauch von „Kunstwerk“ bezeichnet als „schön“ empfundene Eindrücke aus nahezu allen Bereichen. In der Unterscheidung von Kunstwerk und Nicht-Kunstwerk drückt sich dabei der Kunstbegriff aus.

Der Begriff des Kunstwerks erfuhr im Laufe seiner Geschichte verschiedene Definitionen, die teils weiter und teils enger gefasst sind. Engere Definitionen ordnen dabei nicht jedem künstlerischen Erzeugnis den Status des „Werks“ zu. Ein Beispiel dafür ist Theodor W. Adornos Begriff des autonomen Kunstwerks, der nur einen sehr begrenzten Teil ausschließlich der abendländischen Kunst erfasst. Andere Definitionen bemühen sich darum, ein möglichst breites Spektrum der Kunst zu erfassen. Ein Beispiel hierfür ist der Begriff des Kunstwerks, den Walter Benjamin in seiner Schrift Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit anwendet und der danach strebt, auch neuen Kunstformen den Status des „Werks“ zuzuerkennen. Werke der Bildenden Kunst werden vielfach in Museen oder Galerien gezeigt, können aber auch in Privatbesitz und damit oftmals für die Öffentlichkeit unzugänglich sein. Während Museen der Künste Sammlungen von Kunstwerken anlegen, um diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sind Galerien Verkaufsräume der Kunst, in denen es um den Abverkauf der gezeigten Werke an öffentliche oder private Sammler geht. Der Künstler, der sein Werk verkauft, hat kaum Einfluss mehr auf den Verbleib des Werkes; ebenso profitiert er nicht von den weiteren Verkaufserlösen. Ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad werden Kunstwerke in ihrer Qualität durch Kunstkritiker und Kunsthistoriker öffentlich bewertet. In Abgrenzung vom Kunstwerk existiert auch der Ausdruck Kunstgegenstand, der Objekte bezeichnet, die neben der Tatsache, eine künstlerische Anmutung zu haben, auch einen anderen Zweck erfüllen, wie sie Kunstgewerbe (Angewandte Kunst) oder Kunsthandwerk, aber auch z. B. die Architektur produzieren.

Autonomie des Kunstwerks ist eine Vorstellung, die sich seit dem 18. Jahrhundert bildet und die Freiheit des Künstlers und des Kunstbetrachters fordert. Autonomie bedeutet hier ungefähr so viel wie: „Das Kunstwerk gibt sich seine Gesetze selbst.“ – Im Wesentlichen geht es um drei Aspekte: dass künstlerische Ideen nicht die Natur nachahmen müssten, dass sie weder nützlich noch moralisch gut sein müssten und dass sie nicht von gesellschaftlichen Einflüssen geprägt würden. Gegenbewegung zu einer Kommerzialisierung der Kunst. Eine solche Sicht auf Literatur und bildende Kunst hatten die verschiedenen Varianten des Ästhetizismus oder die antibürgerliche Bohème in Paris um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Slogan „L’art pour l’art“. Das öffentliche Museum, das im 19. Jahrhundert großen Einfluss auf Kultur und Bildung gewann, war ein neutralerer Ausstellungsraum als Palast oder Kirche und schuf der Kunst (zumindest vordergründig) einen Freiraum gegenüber kommerziellen und weltanschaulichen Interessen. Für Theodor Adorno ist die Autonomie des Kunstwerks „mühsam der Gesellschaft abgezwungen“ und damit ein vorübergehend Erreichtes, das von Kritikern und Wissenschaftlern bewahrt werden sollte. Mit dieser Forderung versuchte die sogenannte werkimmanente Interpretation die gesellschaftlichen Spannungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu überbrücken oder zu umgehen. Ein Verdacht auf ideologische Prägung, bloße Funktionalität oder Fremdbestimmung durch Modeströmungen stellte die Einigkeit der Betrachter über den Wert eines Kunstwerks in Frage. So legte man bei der Kunstbetrachtung etwa das Hauptaugenmerk auf formale Analysen, stilistische Zuordnungen und die Beurteilung der ästhetischen Qualität. Die historische und hauptsächlich die gesellschaftliche Einbettung erfolgten höchstens als Verbindung des Werks mit der Künstlerbiografie. Nur der ikonologische Ansatz („Was wird dargestellt?“) zog bei der Analyse des einzelnen Kunstwerks gesellschaftliche Phänomene in Betracht.

Nach 1968 wurde auch Kunst im Umkreis der politischen Bewegung der Autonomen als Autonome Kunst bezeichnet. Die Forderung einer Unabhängigkeit der Kunst von moralischen Zwecken, die ursprünglich von kirchlicher Bevormundung und weltlicher Zensur befreien sollte, wurde stets neu in Frage gestellt: Der junge Friedrich Schiller wollte im Theater eine „moralische Anstalt“ sehen. Im Naturalismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem sozialpolitischen Engagement und in den Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihrem Protest gegen bürgerliche Ästhetik wurde das Konzept einer autonomen Kunst heftig kritisiert. Ebenso wurde dieser Ansatz im Zuge der 68er-Bewegung in den 1970er Jahren in vielen Interpretationen aufgegeben oder trat zumindest in den Hintergrund. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist der Titel eines Aufsatzes des Philosophen Walter Benjamin, den er 1935 im Pariser Exil verfasste. Er erschien erstmals 1936 unter dem Titel L’œuvre d’art à l’époque de sa reproduction mécanisée in der Zeitschrift für Sozialforschung, in einer redaktionell überarbeiteten und gekürzten französischen Übersetzung. Benjamin vertritt darin die These, dass die Kunst und ihre Rezeption selbst, insbesondere durch die Entwicklung von Photographie und Film, einem Wandel unterworfen sind. Dies geschehe zum einen durch die Möglichkeit der massenhaften Reproduktion, zum anderen durch eine veränderte Abbildung der Wirklichkeit und damit eine veränderte kollektive Wahrnehmung. Zudem verliere in diesen Prozessen das Kunstwerk seine Aura, was in der Folge wiederum die soziale Funktion der Medien verändere. Die durch die Reproduzierbarkeit entstehende kollektive Ästhetik biete zwar die Möglichkeit der Entwicklung hin zu gesellschaftlicher Emanzipation, berge aber auch die Gefahr der politischen Vereinnahmung, wie zeitgenössisch am Aufstieg des Faschismus deutlich werde.Benjamin bezeichnete seine Schrift als die „erste Kunsttheorie des Materialismus, die diesen Namen verdient“. Während zu Benjamins Lebzeiten und in der direkten Nachkriegszeit die Rezeption des Aufsatzes begrenzt war, wurde der Text in den 1960er und 1970er Jahren wiederentdeckt. Seit Mitte der 1980er Jahre gilt er als eines der Gründungsdokumente der Kultur- und Medientheorie der Moderne.

 

Autor: Peter Walter

Quelle: Wikipedia und Fachwissen