Bildende Kunst erläuterung des Begriffs

Der Begriff bildende Kunst hat sich seit dem frühen 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum als Sammelbegriff für die visuell gestaltenden Künste eingebürgert.

Zu den Kunstgattungen der bildenden Kunst zählten ursprünglich die Baukunst, Bildhauerei, Malerei, Zeichnung und Grafik sowie das Kunstgewerbe, das auch als angewandte Kunst oder Gebrauchskunst bezeichnet wird.

In anderen europäischen Ländern werden die schönen Künste sprachlich zusammengefasst, so im Französischen als „les Beaux-Arts“, im Italienischen als „le belle arti“ oder im Englischen als „fine arts“; im Deutschen hingegen wird die bildende Kunst unterschieden.

Von den darstellenden Künsten wie Theater, Tanz und Filmkunst, von der Literatur sowie von Musik wie durch Orchester, Gesang, Oper, Musical usw.. Wobei es zunehmend Überschneidungen gibt. Während sich Werke dieser anderen Künste im zeitlichen Ablauf vollziehen, existiert ein Werk der bildenden Kunst meist als körperlich-räumliches Gebilde, das durch sich selbst wirkt und keinen Interpreten benötigt, um vom Rezipienten wahrgenommen zu werden.

Infolge der Entwicklung neuer Medien und der fortschreitenden Ausweitung des Kunstbegriffes im 20. Jahrhundert wird der Begriff bildende Kunst heute sehr viel weiter gefasst und ist im Einzelfall nicht mehr eindeutig von anderen Kunstformen abzugrenzen. So wird das bis zum Beginn der Moderne vor allem visuell und oft haptisch erfahrbare Kunstwerk im 20. und 21. Jahrhundert fallweise prozessorientiert, wandelt sich etwa zur reinen Idee oder existiert nur als Handlungsanweisung. Anstelle des Gattungsbegriffs definiert sich die aktuelle Bildende Kunst im engeren Sinne durch den Kunstbetrieb und Kunstmarkt, zu dem etablierte Vertreter der Kunstkritik, des Kunsthandels, Sammler und die Kunstmuseen gehören.

In einigen deutschen Bundesländern (z. B. Baden-Württemberg) wird der Begriff bildende Kunst außerdem für das Schulfach Kunst an allgemeinbildenden Schulen verwendet

Die bildende Kunst gliedert sich in vier Hauptbereiche:

1. Geschichte der bildenden Kunst. Diese legt dar: die historischen Abläufe der Kunstepochen und Ausprägungen verschiedener Kunststile, die Biografien bildender Künstler, ihre künstlerischen Initiativen und Impulse sowie deren historische Zuordnung und Wirkung, fragt nach Künstlerfamilien und Künstlergruppen und den unterschiedlichen künstlerischen Berufen, die Kunstwerke im bildnerischen Bereich.

2. Kunstwissenschaft (auch als Kunstgeschichte bezeichnet) und Theorie der Kunst. Hierzu zählen: in den Grundlagen u. a. Fragen der kunsthistorischen Forschung, der Kunstkritik, der Kunstrezeption, der Ephraims von Kunstwerken sowie zur gesellschaftlichen Interdependenz von Werk und Künstler, Ästhetik und Gestaltung, Semiotik, Kunstkommunikation und Medientheorie Hermeneutik, Kunstinterpretation, Ikonografie, Ikonologie sowie Fragen hinsichtlich profaner und religiöser Kunst,

3. Kunstgattungen und künstlerische Techniken

4. Kunstsoziologie und Kunstbetrieb. Dieser Bereich untersucht: Grundlegendes in der Rolle und Emanzipation der Frauen in der Kunst, die Entwicklung von Zusammenschlüssen von Künstlern in Künstlerkolonien und fragt bspw. nach Aspekten wie der Homosexualität in der Kunst, Ausbildungs- und Berufsfragen, schulische kunstpädagogische Ansätze und fragt nach Wahl der geeigneten Malschule oder Kunsthochschule vor dem Hintergrund historischer Erfahrungen aus dem Bauhaus, aber auch nach der heilenden Funktion der Kunst in der Kunsttherapie, das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft: der Gebrauch der Kunstfreiheit in Ausprägung als L'art pour l'art, als Straßenkunst oder Graffiti, Kunst im öffentlichen Raum oder als verordneter Sozialistischer Realismus, Aspekte von Kunstrecht und Kunstdelikt wie Kunstfälschung, Kunstraub, die Suche nach verlorener und entwendeter Kunst bzw. nach Beutekunst, die Funktion und Vernetzung des Kunsthandels, der Kunstliteratur und der Kunstkritik, die Möglichkeiten, Kunst zu sammeln und zu fördern, die Aufgaben der Erhaltung, Bewahrung und Präsentation von Kunst im Museums- und Ausstellungswesen.

Künstler der bildenden Kunst sind in folgenden Listen erfasst: nach Gattungen: Liste von Bildhauern, Liste von Malern, Liste bedeutender Fotografen nach Ländern: Liste italienischer Bildhauer, Liste österreichischer bildender Künstler, Liste polnischer bildender Künstler, Liste ungarischer bildender Künstler, Liste russischer Maler, Liste Schweizer Maler nach Bundesländern: bildende Künstler in Rheinland-Pfalz nach Künstlermuseen: Liste von Künstlermuseen und in folgenden Kategorien alphabetisch geordnet: Künstler allgemein, Künstler der Bildenden Kunst nach Berufen: Architekten, Bildhauer, Fotografen, Goldschmiede, Keramiker, Konzeptkünstler, Kupferstecher, Lithografen, Maler, Medailleure, Medienkünstler, Performancekünstler, Radierer, Stuckateure, Zeichner

In Europa veränderten die Entdeckung der Perspektive und andere technische Erfindungen die Kunst radikal. Die Entstehung einer Kunst, die als Selbstzweck keinem speziellen Nutzen mehr diente (L'art pour l'art), veränderte wiederum das Verhältnis von Künstler, Gesellschaft und Kunstwerk. Kunst wurde ausgehend vom europäischen Kulturraum oft zum Ausdruck und einzig möglichem Ort von Utopien oder übernahm Aufgaben der Religion. Heute ist die professionelle Bildende Kunst von einem global agierenden Kunstmarkt bestimmt, der immer weiter wächst. In den westlichen Ländern werden zunehmend auch öffentliche Gelder oder Kunstorte wie Museen durch privatwirtschaftliche Institutionen und private Stiftungen ersetzt. Diskussionen um den zeitgenössischen Kunstbegriff finden in der Kunstkritik, Kunsttheorie und an den Kunstakademien statt. Der ursprünglich in Europa und Nordamerika konzentrierte Kunstbetrieb wird seit den 1990er Jahren zunehmend von den Schwellenländern, wie z. B. Brasilien, Südafrika, Korea oder den Golfstaaten mit eigenen Biennalen u. a. in ein weltweites Netzwerk erweitert.

Die heute übliche Epochenteilung der Kunst wurde von der Kunstwissenschaft und ihren Teildisziplinen im 19. und 20. Jahrhundert etabliert, zumeist mit Hilfe formeller Kriterien und auf der Grundlage der Periodisierung der allgemeinen Geschichte. Als Kunstbetrieb werden zusammenfassend (oft scherzhaft, abwertend oder kritisch) der Alltag in der Welt der bildenden Kunst und seine wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge, Rituale und Konventionen bezeichnet.

 

Autor: Peter Walter

Quelle: Wikipedia und Fachwissen